Am 07. März 2022 hat eine Mahnwache in Oppenheim stattgefunden. Damit zeigten die Bürgerinnen und Bürger Solidarität mit den Menschen in der Ukraine. Die Rede von Stephanie Steichele-Guntrum gibt es hier zum Nachlesen.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
Seit dem 24.02.2022 ist nichts mehr wie es war. Dieser Tag trennt das Vorher und das Nachher. Es ist Krieg, mitten in Europa.
Die schrecklichen Bilder verfolgen uns und lassen uns nicht mehr los. Wladimir Putin führt einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine – einen souveränen Staat – der durch nichts zu rechtfertigen ist. Einen archaischen Krieg, den wir so in Europa nie mehr für möglich gehalten haben, der gegen die Menschenrechte verstößt, unvorstellbares Leid und Not bringt.
Unschuldige Menschen verstecken sich in Kellern, U-Bahn-Schächten, Bunkern. Väter und Großväter schicken ihre Frauen und Kinder auf den Weg, hinaus aus der Ukraine, ohne zu wissen, wann und ob sie sich wiedersehen.
Hunderttausende sind auf der Flucht in eine ungewisse Zukunft, die die bleiben kämpfen ums nackte Überleben, sehen dem Tod ins Auge. Eine hilflose Mutter setzt ihren 11jährigen Sohn in Saporischschja in der Ukraine alleine mit einem Ausweis, einer Plastiktüte und einer auf seine Hand geschriebenen Telefonnummer in einen Zug in die 1800 km entfernte Slowakei, um ihn in Sicherheit zu bringen.
Dieser Krieg ist ein Verbrechen. Nicht nur ein grausames Verbrechen gegen das Volk in der Ukraine, sondern gegen uns alle, gegen unsere Vergangenheit, unsere Gegenwart und unsere Zukunft.
Mit diesem Krieg legt Wladimir Putin die Axt an unsere europäische Friedensordnung und die Charta der Vereinten Nationen, an unsere Werte und Prinzipien, die bisher als Fundament unseres Zusammenlebens galten.
Der Angriff Russlands auf die Ukraine ist damit nicht nur ein Angriff auf einen souveränen Staat, er ist ein Angriff auf unsere seit 70 Jahren gültige Werte- und Friedensordnung, auf uns alle.
Dies können und dürfen wir nicht akzeptieren! Wir stehen heute hier, weil wir deutlich klarmachen, dass dieser Angriffskrieg gegen die Ukraine der Irrweg eines Einzelnen ist, den wir ausdrücklich verurteilen. Wir stehen auf und stehen fest an der Seite der Ukraine, die für unsere gemeinsamen Werte kämpft, die wir in Europa, in Deutschland, hier in Rhein-Selz, wie jetzt gerade, leben dürfen:
Freie Meinungsäußerung, freie Wahlen, Freiheit, Selbstbestimmung, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind die Grundfesten unseres Zusammenlebens und gesellschaftlicher Konsens. Diese müssen wir auf allen Ebenen bewahren und schützen, um geschlossen unser Wertesystem zu verteidigen und in die Zukunft zu führen.
Unser Protest richtet sich gegen Wladimir Putin und seine Unterstützer in Wort und Tat, nicht gegen die russischen Bürgerinnen und Bürger in Russland, auf der Welt, in Deutschland und hier vor Ort, die diesen Krieg verurteilen. Mit größtem Respekt denken wir an die vielen Russinnen und Russen, die in Russland trotz Verhaftungen und Repressalien der Regierung mutig auf die Straße gehen und gegen diesen Krieg und seine Hintergründe demonstrieren. Mehr als 13.000 von ihnen wurden seit Beginn des Krieges in Russland verhaftet, allein am 6.3.2022 waren es 3.500. Sie bezahlen mit ihrer Freiheit nicht nur für sich, sondern für uns alle.
Außenministerin Baerbock hat am 24.2.2022 gesagt: „wir sind heute in einer anderen Welt aufgewacht“, von einer „Zeitenwende“ sprach Bundeskanzler Scholz. Das Zusammenleben in Frieden und unsere Gesellschaftsordnung wird durch diesen Krieg im Mark erschüttert und bedroht:
Einmal mehr gilt: wir müssen uns klar für unsere Werte positionieren , sie achtsam und sorgsam leben, schützen und verteidigen, jeder für sich, jeden Tag, auf jeder Ebene.
Und lassen Sie mich noch eine Bitte äußern:
Die Menschen in der Ukraine brauchen nicht nur unsere Solidarität, sondern auch unsere konkrete Hilfe und Unterstützung. Jeder kleine Beitrag hilft.
Deutschlandweit, auch hier vor Ort gibt es unzählige, großartige Initiativen, Spendenaufrufe und Hilfsangebote, die jeder von uns unterstützen kann. Sei es die Meldung von Wohnraum an die Verbandsgemeinde, Sach- oder Geldspenden und so vieles mehr, jeder kann helfen.
Bitte lassen Sie uns alles Mögliche versuchen, um die Not der Menschen zu lindern.
Vielen Dank!